Bis zu meinem 43. Lebensjahr hatte ich mit dem Radfahren überhaupt nichts zu tun. Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, als Kind viel mit dem Rad gefahren zu sein. Erst im Alter von 43 Jahren habe ich von einem Tag zum anderen mit den Radreisen begonnen. Ausschlaggebend für meine Wandlung war ein Fernsehbericht über das „Race across America“, einem Radrennen über 5.000 km, von der Westküste zur Ostküste Amerikas. Das hat mich fasziniert. Von Anfang an war für mich aber eines klar: Ich werde mich nicht an Wettkämpfen und an Gruppenausfahrten beteiligen oder im Windschatten hinter jemanden „her hecheln“. Mein Traum war ein anderer: Die Welt mit dem Fahrrad erkunden. Allein, mit Schlafsack, Zelt und allem notwendigen Material. Mein Motto sollte sein: „Fair radeln!“ Mittlerweile habe ich meinen Traum mehrfach gelebt und schon einige aufregende Projekte umgesetzt. Meine Beine haben auf vielen Tausenden Reisekilometer fleißige Arbeit geleistet. Nicht nur meine Beine haben dabei so einiges gesehen und erlebt ...
Nordamerika und Kanada sind nahezu komplett umrundet, dort gibt es nur mehr wenige Bundesstaaten, durch die ich nicht mit eigener Muskelkraft (und ohne Akkuunterstützung) geradelt bin. Der Alaska Highway.oder der Highway 50, besser bekannt als „Loneliest road in America“, standen ebenso auf meiner Routenplanung wie die „Mutter aller Straßen“, die Route 66, oder der Highway 1 und 101, entlang der Küste des Pazifiks. Und dann waren da auch noch das Nordkap, Paris, Rom, Venedig und viele weitere kleinere Abenteuer.
Auf meinen Radreisen habe ich Vieles erlebt. Schönes, Außergewöhnliches, Komisches, aber auch Dramatisches. Ich wurde von Hunden gejagt, bin vor Tornados geflüchtet, in der Wüste vor einem Cola Automaten fast verdurstet, musste nackt einen Dieb verfolgen und bin Grizzlys gegenübergestanden. Tausende Höhenmeter in den Rocky Mountains sind mir dank der gigantischen Landschaft nicht so hart vorgekommen, wie die unendlich langen Strecken durch die Wüsten, Steppen und Kornfelder im zentralen Amerika. Tagelanger Regen, Kälte und Schneefall haben mich ebenso begleitet, wie Hitzeperioden mit fast 45 Grad. Rückenwind hatte ich wenig, dafür aber viel Gegenwind, der mich fast vom Rad geblasen hat. Land und Leute haben mich fasziniert und die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen waren für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Ich durfte erleben, wie außergewöhnlich schön unser Planet Erde ist. Aber auch, wie verletzlich und in vielen Gebieten bereits am Sterben.
Bei meiner dritten Radreise bin ich gefallen. Mitten im tiefsten Hinterland von Alaska. Nach tagelangem Schlechtwetter und fast nichts zu Essen, musste ich, physisch und psychisch an meiner absoluten Grenze angelangt, vom Rad steigen. Es wäre beinahe mein Ende gewesen und ich habe nur mit viel Glück und „Hilfe von oben“ überlebt. Schlussendlich hat mich ein Erlebnis mit „meinem“ Wolf gerettet. Aber mein Fall ging tief hinunter, in ein großes schwarzes Loch. Ich habe die Zeichen Gott sei Dank richtig gedeutet und entschieden, endlich in meinem Leben etwas zu ändern. Was folgte war ein mehr als schwerer und steiniger Weg. Erst viele Monate später fand ich wieder ins Leben zurück.
Jetzt geht es mir wieder gut. Und mittlerweile durfte ich sogar meine damals abgebrochene Reise doch noch zu Ende radeln. Im Sommer 2016 strampelte ich vom Yukon über fast 8.000 km bis nach Florida. Und es war das reine Vergnügen. So wie auch die anderen darauffolgenden Abenteuer bis zum heutigen Tag.
Über meine Erlebnisse habe ich bereits drei Bücher geschrieben, es wurde einiges verfilmt und viele meiner großen und kleinen Abenteuer finden Platz in diversen Radmagazinen. Ich bin dankbar, dass mich einige namhafte und mittlerweile lieb gewonnene Sponsoren unterstützen. Ohne diese könnte ich meine Träume nicht umsetzen.
Zwei Jahre „Corona-Pause“ haben mich noch nachdenklicher gemacht. Meine Gedanken sind oft zurück gegangen in meine Zeit als Polizist. Diesen Beruf habe ich über 36 Jahre lang ausgeübt. Und auch an meine Zeit als Flugretter, die noch nicht vergangen ist. Ich fliege immer noch mit „meinem“ ÖAMTC Notarzthubschrauber „Christophorus 1“ zu vielen Rettungseinsätzen.
Das Beste, das mir in den letzten Jahren „passiert“ ist: Mit meiner Lebensgefährtin Silvia habe ich endlich jenen Partner gefunden, der zu mir passt und viele meiner Leidenschaften mit mir teilt. Ihre Kinder Lilien und Lena und mein Jacob mögen sich und wir alle sind eine super Patchwork Familie. Gemeinsam haben wir noch so einiges vor.
Sogar einige gemeinsame Radreiseabenteuer ...
Vermutlich werde ich noch eine Zeitlang „süchtig“ bleiben. Süchtig nach weiteren Abenteuern mit meinem Fahrrad. Und ich plane gerade mein nächstes ganz großes Projekt ...